Die Geschichte des Gins

Die Geschichte des Gins ist so vielfältig und komplex wie sein Geschmack.

Ein Ausflug in die Vergangenheit, denn jeder Schluck Gin birgt einen Teil Geschichte.

Was ist überhaupt Gin? Ganz simpel ausgedrückt handelt es sich um eine Spirituose, deren Grundstoff jeder Neutralalkohol sein kann. Als Grundlage werden verschiedene Getreide, Kartoffeln oder neuerdings auch Früchte genutzt. Der Einsatz verschiedenster Botanicals verfeinert diese Grundlage dann individuell. Diese Botanicals können Kräuter, Früchte und Fruchtschalen, Beeren oder Samen sein. Jede Rezeptur arbeitet dabei auf einzigartige Art und Weise mit den Botanicals, entscheidend sind jedoch Wacholderbeeren. Diese müssen in jeder Rezeptur vorhanden sein.

Wacholderbeeren wurden schon im 13. Jahrhundert wegen ihrer heilenden Wirkung zu medizinischen Zwecken genutzt. Jedoch mussten drei weitere Jahrhunderte vergehen, bis man sich auch der genüsslichen Eignung der Beeren bewusst wurde: Auch die Geschichte des Gins – ein genüsslicher Rückblick.

Zur Zeit des 16. Jahrhundert wurden neue Verfahren zur Alkoholgewinnung entwickelt. Diese machten es möglich, aus Getreide Alkohol zu gewinnen. Um diese Zeit experimentierten Mediziner vermutlich in Holland das erste Mal auch mit einer Mischung aus Wacholder und Alkohol: Um Verdauungsbeschwerden und andere Krankheiten zu heilen, vereinten sie die Heilkräfte der beiden Stoffe. Die Mischung erweiterten sie um weitere Botanicals, denen sie jeweils heilsame Wirkungen zuschrieben. Die exaktet Geschichte des Gins, wer und wo genau anfing mit den Stoffen zu experimentieren, lässt sich geschichtlich nicht eindeutig rekonstruieren: Es kursieren verschiedene Namen und individuelle Geschichten zur Erfindung des Gins. Einig sind diese sich jedoch alle in der Tatsache, dass zunächst zu heilenden Zwecken Alkohol mit Holunderbeeren als Medizin verabreicht wurden.

Die Geburtsstunde der Geschichte des Gins

Genever – der holländische Name der neuen Spirituose – verbreitete sich schnell: Nicht nur zur Behandlung von Krankheiten, sondern vor allem auch des Genusses wegen. Auch die zu dieser Zeit in Holland ansässigen englischen Soldaten entdeckten den wohlschmeckenden Tropfen für sich und brachten den Genever in ihr Heimatland. Der Name wurde eingekürzt und fortan trat der Gin seinen Siegeszug an. Hier spielten einige Faktoren zusammen:

In England verbot der König im 17. Jahrhundert den bis dato beliebten Branntwein. Die gleichzeitig eingeführten Steuervergünstigungen für Spirituosen führten zu einer extrem hohen Nachfrage nach Gin. Die vereinfachte Herstellung von Alkohol auf Getreidebasis erlaubte es, dass die immer größere Nachfrage nach dem wohlschmeckenden Gin befriedigt werden konnten. Mit den größeren Produktionsmengen ging auch ein Qualitätsverlust mit ein. Dies hinderte jedoch nicht am Konsum, die Nachfrage nach Gin stieg unabhängig von der Gesellschaftsgruppe.

Gin führte in England im 18. Jahrhundert regelrecht zu einer Krise, was sich in bekannten Kunstwerken aus der Zeit, wie sich in dem „Gin Lane“ Druck von William Hogarth aus dem Jahre 1751 erkennen lässt:

William Hogarth „Gin Lane“ zu der Geschichte des Gins


Um diesen Missbrauch vorzubeugen erhöhte die Regierung Englands die Steuern auf Gin. Parallel erhöhte eine schlechte Ernte im Jahre 1751 die Preise. Der Ginkonsum in der Bevölkerung ging zurück, die Produktion entsprechend auch und die Qualität wieder besser.

Gin Tonic – ein Getränk mit heilendem Ursprung und Teil der Geschichte des Gins

Bis zum 19. Jahrhundert geriet der Wacholderbeerentropfen immer weiter in Vergessenheit. Dann jedoch fingen namenhafte Marken an, leicht gesüßte Varianten zu destillieren und somit die Beliebtheit des Alkoholes zu steigern. Zu dieser Zeit kamen auch die ersten Mischgetränke mit Gin in Mode und verhalfen diesem zu neuen Ruhm. Heutige Klassiker wie der Gin Tonic oder der Tom Collins stammen aus dieser Zeit. Hier wurde Gin wiederum in einer heilsamen Wirkung eingesetzt: Zur Kolonialzeit mischten Mediziner dieser mit dem extrem bitteren, chininhaligen Tonic Wasser gemischt, welches gegen Malaria eingesetzt wurde.

Gin heute – keine Geschichte mehr

Deshalb experimentierten immer mehr Firmen mit dem Einsatz unterschiedlicher Botanicals und schufen die heutige Vielfalt an Gins. Heute erfreut sich Gin wieder einer riesigen Beliebtheit. Gin gehört zur Grundausstattung jeder guten Bar und weltweit battlen sich Bartender mit immer ausgefalleneren, Gin-basierten Cocktails. Die medizinische Wirkung steht dabei heute weniger im Vordergrund als vor allem der Genussfaktor: Der Genuss von Gin ist aufgrund der vielen Botanicals wahnsinnig vielfältig und eine Wissenschaft für sich, die in der Szene immer mehr Menschen begeistert. Hier spielt sicherlich auch die bewegte Geschichte des Gins eine Rolle, denn jeder Schluck birgt auch einen Teil einer bunten Vergangenheit – so bunt und vielfältig wie der Genuss.

Ein schönes Video hat dazu die Deutsche Welle herausgebracht, die das ganze Thema “Gin” nochmals schön zusammenfasst und den Status Quo in England widerspiegelt: